Welcome to the Jungle — Probt der Spargel nun den Aufstand?

Es hat mich nie gestört, dass man mich manchmal mit einem Spargel verglichen hat — denn am Spargel ist der Kopf das Wichtigste.

Charles de Gaulle war nicht nur eine zentrale Persönlichkeit im europäischen Einigungsprozess der Nachkriegsjahre. Er war offensichtlich auch Spargelliebhaber mit Köpfchen – und damit nicht allein: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gilt der Spargel als Königsgemüse oder weißes Gold, von dem jeder Deutsche jährlich rund 1,4 Kilogramm pro Kopf verputzt. Oder sollten wir sagen: verputzte? 

Denn es droht Ungemach im Spargel-Paradies! Word is on the street, der Spargel sterbe aus! Deshalb gehen wir jetzt der Frage nach, ob der Spargel heutzutage nicht mehr zieht (oder ob da nicht doch noch was geht!) und wer eigentlich mehr Köpfchen beweist: Mensch oder Spargel.  

Der alte Freund, der jedes Frühjahr klopft: Der hat kein Handy!

Mai in Deutschland, nur noch wenige Wochen bis zur EM. Das Leben verlagert sich langsam nach draußen, Außentische und Sonnenschirme veredeln das Wochenende, die Bienen summen um die ersten Erdbeerkuchen. Über allem weht der liebliche Duft der letzten Arbeitsschicht des Rasenmäh-Roboters. Herrlich: Jetzt ist die Zeit des Spargels. Die Zeit der Sauce Hollandaise, der Kartoffeln und — da beginnen die Glaubenskriege — des Schinkens, der Frikadelle oder des Koteletts. Wir lassen das Fleisch heute aber ganz bewusst links liegen. Denn unser Spargel, der hat ein grundsätzliches Problem: Uns.

Spargel ist offenbar nicht mehr cool. Spargel hat kein Insta, Spargel macht keine Videos auf TikTok und Spargel sammelt keine Daumen auf YouTube. Das ist ein imagetechnisches Problem. Das Uns betrifft also eher die jungen Kohorten – nicht diejenigen, die bei ü40-Partywerbung zunehmend in Versuchung geraten. 

Aber was hat der Spargel den ganz Jungen überhaupt getan?  Auch das ist, in unserem semi-hypothetischen Rahmen, scheinbar leicht zu beantworten: 20 Minuten Spargelschälen? — Boah, lass doch mal bei Lieferando bestellen. Kurzum: Spargel ist inconvenient. Endgegner: Spargelschäler. Eine Umfrage der Deutschen Presse Agentur bestätigt diese Beobachtung empirisch: Spargel ist bei jungen Erwachsenen sehr viel weniger angesagt als bei den älteren Semestern. Die Spargelbauer:innen im bekannten brandenburgischen Spargel-Mekka Beelitz sehen für den weißen Spargel bereits einen Rückgang der Anbauflächen von 2000 Hektar im Jahr 2020 auf 1500 im Jahr 2023. Das sind ganze 25 Prozent. 

Sicherlich wusste es bereits Charles de Gaulle: Des einen Freud, ist des anderen Leid: Während der weiße Spargel also langsam unpopulärer wird, legt sein grüner Bruder umso kräftiger zu: Grüner Spargel hatte über weite Strecken einen Marktanteil von fünf bis zehn Prozent in Deutschland — heute sind es bereits 20 Prozent. Man muss nicht Soziolog:in, Spargelbauer:in oder Instagram-Konto sein, um scharf zu kombinieren: Der grüne Spargel ist so erfolgreich, weil er nicht geschält werden muss. Einige Kulturforscher:innen gehen noch einen Schritt weiter und vermuten: Da das Handy am Essenstisch für viele Jugendliche und junge Erwachsene obligatorisch ist, braucht es Nahrungsmittel, die leicht mit einer Hand und am besten mit einem Löffel konsumierbar sind, um sie zu begeistern. Vielleicht wäre eine neue Spargelzucht mit extrem weicher Konsistenz eine Idee? 

Das lassen wir einfach einmal so stehen.

Aber wollen wir dem Spargel nicht vielleicht doch etwas mehr Liebe und Lebenszeit schenken?

Spargel kochen und 50 ml Spargelwasser aufbewahren. Zusammen mit Orangenschale, Vanillemark, Chardonnay-Essig, Fleur de sel, Pfeffer, Koriander, Mandelöl, Olivenöl, blanchierten Zwiebeln und Ingwer zu einer leckeren Marinade verrühren. Den abgetropften Spargel in eine Auflaufform legen und 30 Minuten lang immer wieder mit der Marinade übergießen. Garnelen mit Knoblauch und Pfefferschote bei mittlerer Hitze braten, mit Fleur de Sel abschmecken. Avocado-Scheiben mit Limettensaft beträufeln und dazugeben. Zusammen mit dem marinierten Spargel und Orangenfilets anrichten, mit frischem Basilikum garnieren. So wohlig aromatisch präsentiert sich Spargel 2024!

Etwas klassischer wird’s mit Kalbschnitzel: Hauchdünne Fenchel-Scheiben in Zitronensaft und Salz marinieren. Haselnüsse in Butter anrösten, Radieschen-Scheiben und Zitronensaft hinzugeben, alles vom Herd nehmen und mit Salz und Pfeffer würzen. Kalbsschnitzel aus der Nuss mit Feigensenf bestreichen und mit Gruyère belegen. Burgunderschinken und Fenchel daraufgeben, zuklappen, feststecken und alles bei mittlerer Hitze von beiden Seiten in Butter braten. Derweil Spargel mit etwas Zucker bissfest kochen und abgetropft mit dem Fleisch anrichten. Die Radieschenbutter noch einmal mit etwas Spargelwasser erhitzen und mit Estragon und Zitronenzesten abschmecken. Passend zu diesem vollmundigen Gedicht: Neue Kartoffeln!

Aber wer sagt eigentlich, dass der Spargel-Glaubenskrieg sich nur zwischen Kotelett und Schinken entscheidet? Für die vegane Variante Käuterseitling-Stiele in Sojasauce, Zitronensaft, Reissirup und Pfeffer marinieren und anschließend anbraten. Grünen Spargel ebenfalls anbraten und mit Salz und Pfeffer würzen. Gegarten Edamame mit Pflanzensahne, Wasabi und heller Misopaste zu einer Creme verrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Käuterseitlinge und den Spargel darauflegen, Blutorangenfilets darum verteilen, mit Kresse und Dill granieren. So einfach und lecker wird das Kriegsbeil begraben!

Rezepte

Gleich loslegen? Ob traditionell weiß, würzig grün oder nussig wild — wir haben den besten Spargel aus Frankreich in unseren Märkten! Entdecken Sie unsere Rezeptwelt und erleben Sie Genuss von der Stange.